Teilbereiche der C.I.I.E.R.A.D.

 

Stand 1994

 
Es ist schwierig, die verschiedenen Teilbereiche der C.I.I.E.R.A.D., die ja auch wieder in Untergruppen zerfallen, einzeln zu beschreiben. Von Anfang an wurde Wert darauf gelegt, das Programm nicht nur als ein Ganzes zu sehen, sondern es auch als ein Ganzes zu behandeln. Wie im allgemeinen Teil (Prinzipien der C.I.I.E.R.A.D.) schon beschrieben wurde, können die Projekte nicht unabhängig voneinander durchgezogen werden, sondern sie bedingen sich immer gegenseitig; gewisse Voraussetzungen sind notwendig, um mit etwas Neuem beginnen zu können; gleichzeitig darf aber auch nicht auf einem Gebiet zu schnell weitergegangen werden. Es ist nicht nur notwendig, generell auf Interdisziplinarität zu achten, sondern auch der Zeitpunkt und der genaue Ablauf verschiedenartiger Projekte müssen koordiniert werden.

Deshalb müssten die Teilbereiche eigentlich auch chronologisch beschrieben werden, um die genaue Vorgangsweise darstellen zu können. Trotzdem haben ich mich Gründen der Übersichtlichkeit für eine Aufteilung nach Fachgebieten entschieden. Durch diese Aufteilung bin ich aber leider auch gezwungen, auf die Beschreibung einiger kleiner, aber für den Fortlauf des gesamten Programmes entscheidender Projekte (vorwiegend im Bereich der Aufklärungsarbeit) zu verzichten.

Berufsschule / Handwerk


Die Berufsschule, 7 km westlich von Laba gelegen, wird in der gesamten Umgebung als die „Basis“ bezeichnet. Dies hat mehrere Gründe. Sie ist der Hauptsitz der C.I.I.E.R.A.D. und war auch deren erstes Bauwerk. Hier wurden und werden auch heute noch Sitzungen, Tagungen, Fortbildungen und  Feierlichkeiten abgehalten. Weiters ist sie der Wohnort Dr. Bationos, der Berufsschüler und einiger deren Lehrer. Gleichzeitig fungiert sie als Gästehaus; viele Menschen unterschiedlichster Berufsgruppen aus verschiedenen Ländern konnten sich als Mitarbeiter oder einfach nur als Gäste der C.I.I.E.R.A.D. von hier ausgehend ein Bild über das Gesamtprogramm machen. Auch wir wohnten während unseres Aufenthaltes in Burkina Faso in einem der Gästezimmer.

Es handelt sich um ein relativ großes Areal, auf dem mehrere Gebäude Platz finden. In einem davon sind die verschiedenen Werkstätten und Lagerräume untergebracht, ein weiteres beherbergt das Zimmer Dr. Bationos, einige Gästezimmer, die Küche und den Speisesaal; das größte mit vielen kleinen Zimmern steht den Berufsschülern zur Verfügung; ein weiteres mit 2 großen Räumen dient als Versammlungszentrum.

Wie wichtig die Kommunikation aller am Programm Beteiligten ist, wurde schon im allgemeinen Teil beschrieben. Der Name Basis rührt nicht zuletzt daher, dass hier viele Diskussionen geführt und Entscheidungen gefällt werden. Aber nicht nur an den festgesetzten Tagen erscheinen die Vertreter verschiedener Dörfer, sondern immer wieder wird die Basis aufgesucht, sei es, um über ausgeführte Tätigkeiten zu berichten, Rat einzuholen, kurzfristig aufgetretene Probleme zu besprechen, oder einfach nur einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.

Gerade hier im Zentrum des Geschehens hat man die Möglichkeit, den bedingungslosen Einsatz der Menschen vor Ort, ihre wiederaufkeimende Hoffnung und die Überzeugung von der Richtigkeit ihres Tuns hautnah mitzuerleben.
Um die Gebäude der Basis herum, die einen großen Innenhof umschließen, stehen ihr Felder zur Verfügung, die von den Berufsschülern selbst bearbeitet werden. In unmittelbarer Nähe befinden sich auch Ställe zur Kleintierzucht (Hühner, Truthähne, Schweine usw.). Auch hier ist es Dr. Bationo sehr wichtig, dass sich die Berufsschule zu einem großen Teil selbst erhalten kann. Immerhin werden jährlich über 20 Schüler ausgebildet, die, müsste man deren Nahrung ankaufen, einen nicht unerheblichen Teil des Budgets der C.I.I.E.R.A.D. aufbrauchen würden.
Gleichzeitig bekommen sie durch die praktische Arbeit auf den Feldern und in den Ställen auch einen Einblick in Pflanzen- und Tierzucht. Zur Berufsschule gehört auch eine Bäckerei, die zur Zeit hauptsächlich zur Deckung des Eigenbedarfs dient, schon bald aber allen zugute kommen soll. Genauso, wie sich die Berufsschüler um die Felder und Tiere zu kümmern haben, sind sie auch dafür zuständig, sich ihre Mahlzeiten selbst herzurichten. Dafür steht ihnen eine große Küche zur Verfügung, in der sie dann auch turnusmäßig (ein Teil kocht, der andere wäscht ab) arbeiten.
Hauptaufgabe der Berufsschule ist es natürlich, den Schülern handwerkliche Fähigkeiten zu vermitteln.
Dazu gehören Holz- und Metallverarbeitung, Hausbau (traditionell und „modern“), Brunnenbau, Installation von Bewässerungssystemen und Kanalisation, Umgang mit Elektrizität und Sonnenenergie usw.. Der Umgang mit Bagger und Lkw wurde bereits im allgemeinen Teil beschrieben. Großer Wert wird darauf gelegt, die Schüler zu eigenständiger Arbeit zu erziehen. Am Ende ihrer Ausbildung wird ihnen das notwendige Handwerksgerät zur Verfügung gestellt, um ihre Arbeit dann auch ausüben zu können. Die Auswahl der Schüler aus den verschiedenen Dörfern wird, wie auch bei allen anderen Maßnahmen der C.I.I.E.R.A.D., nach einer Art Proporzsystem getroffen, um nicht eine Gegend zu bevorteilen.

Wie bereits erwähnt, sind die Lehrer der Berufsschule ehemalige Schüler der ersten und zweiten Generation, die mit viel Einsatz und Begeisterung ihrer Arbeit nachgehen. So war es möglich, dass Dr. Bationo, der während der beiden ersten Jahre unterrichtete, Zeit und Energie für neue Aufgaben hatte; auch diese jetzigen Lehrer werden früher oder später andere Aufgaben übernehmen, spätestens dann aber, wenn ein Teil der jetzigen Schüler den Lehrauftrag zu erfüllen imstande ist.

Es ist vorgesehen, die Berufsschule in Zukunft in einen allgemeinen und einen speziellen Teil aufzuteilen. Bisher ist es so, dass allen die gleiche Ausbildung zuteil kommt; am allgemeinen Teil soll sich auch nichts wesentliches ändern; allerdings soll es durch eine Spezialisierung im zweiten Teil der Ausbildung zur Heranbildung von Fachleuten (z.B. Tischlerei oder Brunnenbau) kommen. Aus diesem Grunde werden in diesem Sommer - von unserer Brixner Partnergruppe finanziert - Fachleute verschiedener Sparten nach Laba reisen, um die Berufsschullehrer auszubilden, die dann ihrerseits das neu erworbene Wissen ab Herbst ihren Schülern weitergeben werden.
 

 

Schulsystem

 
Die Bildung ist ein weiteres wichtiges Teilprojekt der C.I.I.E.R.A.D.. Die Dichte der staatlichen Schulen  ist vor allem im ländlichen Bereich sehr gering, so dass nur einem kleinen Teil der schulpflichtigen Kinder ein Schulbesuch ermöglicht werden kann. Durch den Bau von nunmehr 11 Schulen durch die C.I.I.E.R.A.D. konnte in der Provinz Sanguiè die Analphabetenrate von 92 % auf 53 % gesenkt werden. Die Einschulungsrate liegt mittlerweile bei knapp 100 %. Bei diesen Schulen handelt es sich um 4-jährige Grundschulen, weiterführende Sekundärschulen (mit unseren Hauptschulen vergleichbar) sind geplant.
Alle diese Schulen wurden in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung unter Mithilfe der Berufsschüler errichtet. Der genaue Ablauf wurde im allgemeinen Teil über die C.I.I.E.R.A.D. beschrieben.
An Baumaterialien wurden früher Beton für das Fundament und Wellblech zur Abdeckung, sonst aber luftgetrocknete selbst hergestellte Lehmziegel verwendet. Einem neuen Gesetz zufolge muss jedoch neuerdings auf die kostengünstigen Lehmziegel verzichtet werden. Als Begründung wird angeführt, dass Gebäude aus diesem traditionellen Baumaterial durch Witterungseinflüsse leicht beschädigt werden können, und daher zu unsicher wären. Bei unserem Aufenthalt in Burkina Faso konnten wir uns jedoch vom Gegenteil überzeugen; es hängt nur davon ab, wie diese traditionellen Baumaterialien verwendet werden; selbstverständlich wird der Lehm mit der Zeit durch die zur Regenzeit heftigen Regengüsse ausgewaschen, gut zu sehen bei den traditionellen Häusern; nicht der Fall ist dies aber, wenn er verputzt wird.

Als Beweis hierfür dienen als größere Gebäude die Berufsschule und das Krankenhaus, die seit nunmehr 8 bzw. 3 Jahren bestehen ohne irgendwelche Schäden aufzuweisen. So aber wird durch dieses neue Gesetz der Ankauf von Beton notwendig gemacht; die daraus entstehenden Mehrkosten gehen letztendlich wieder zu Lasten der betroffenen Bevölkerung.

Die Schulen bestehen aus 4 Klassenräumen und einem Lager. Zusätzlich stehen den Lehrkräften im Schulgelände einige für die dortigen Verhältnisse wirklich schöne Häuser zur Verfügung.
Die Notwendigkeit solcher Lehrerhäuser mag, vordergründig betrachtet, fragwürdig erscheinen. Die Berechtigung dieser Häuser ergibt sich jedoch aus folgender Überlegung. Die Mehrzahl der Lehrer hätte die Möglichkeit, in den Städten eine Anstellung zu bekommen. Wie auch bei uns, drängt es diese „Akademiker“ immer häufiger in die Städte, wo sie sich einen höheren Lebensstandard, verbunden mit mehr Kontakt zur „westlichen Zivilisation, erhoffen. Durch die Bereitstellung dieser Häuser und eines kleinen Stück Landes zum Anbau von Nahrungsmitteln und zur Haltung von Nutztieren werden Verhältnisse geschaffen, die es den Lehrkräften leichter machen, ihren Lebensraum in den „Busch“ zu verlegen.
Man darf dabei auch nicht vergessen, dass die C.I.I.E.R.A.D. in Gegenden tätig ist, in die andere Organisationen schon aus rein logistischen Gründen (Unpassierbarkeit der Straßen, falls überhaupt vorhanden) keinen Fuß setzen würden. Diese materiellen Werte alleine würden wahrscheinlich nicht ausreichen, dürften aber ein nicht zu unterschätzender Faktor sein. Wichtig ist aber auch die Art und Weise, wie die Einheimischen diesen „Fremden“ (der Großteil stammt aus der Hauptstadt Ouagadougou) gegenübertreten. In der Anfangszeit gab er öfters Probleme mit Lehrern; sie fühlten sich alleingelassen im Busch, konnten sich an dieses auch für sie einfache Leben nicht gewöhnen, und dementsprechend ließ auch ihr schulischer Einsatz zu wünschen übrig. So begann man dann, sie in die Dorfgemeinschaft zu integrieren und ihnen diese Vorteile eines schönen Hauses mit dazugehörigem Grundstück zu gewähren. Auf diese Weise hat sich die Angst, in diese Gegend versetzt zu werden, ins Gegenteil umgewandelt; seit einigen Jahren sind die Lehrer zu engen Mitarbeitern der C.I.I.E.R.A.D. geworden.

Als ehemalige französische Kolonie wird in Burkina Faso an den staatlichen Schulen nicht nur die französische Sprache gelehrt, sondern auch sehr viel französischer Lernstoff vermittelt (z.B. Geschichte, Geographie Frankreichs, geometrische Optik usw.). Ein Ziel der C.I.I.E.R.A.D. ist es, den Schülern auch Wissen über ihr eigenes Land, über seine Geschichte, über Landwirtschaft und andere, für sie relevante Gebiete, zu vermitteln. Außerdem soll in der Schule „Gesundheitserziehung“ stattfinden, das bedeutet z.B. Vermittlung von Grundbegriffen der Hygiene, Ansteckung mit z.B. HIV, Körperpflege, Ernährung, richtiges Verhalten bei Krankheiten (siehe medizinische Primärversorgungsboxen).

Großes Augenmerk wird auch auf die Kommunikation der Lehrer untereinander gelegt. Es werden Konferenzen und Seminare abgehalten, bei denen Erfahrungen ausgetauscht, Probleme besprochen und neue Ziele diskutiert werden. Diese Kommunikation funktioniert sogar grenzüberschreitend. Wir selbst konnten einem solchen Lehrertreffen beiwohnen, bei dem eine Lehrerdelegation aus dem  benachbarten Togo anwesend war.

Wesentliche Bedeutung hat auch die Einbeziehung der Eltern; dazu gehört, dass sie Mitspracherecht genießen und bei allen möglichen schulischen Aktivitäten beteiligt sind. Auch ein Elternrat wird gewählt, der die Lehrer nicht nur bei verschiedenen Tätigkeiten unterstützt, sondern dem auch noch spezifische Aufgaben obliegen, wie etwa die Überwachung der beim Sanitätssystem beschriebenen PSP.

Ein weiteres Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit den Lehrern und der AB/EPE (Association Burkinabe "l'enfant pour l'enfant")  gestartet: das Pflanzen von Bäumen am Schulhof. Jedes Schulkind setzt im Rahmen eines Einschulungsfestes „seinen“ Baum (von der C.I.I.E.R.A.D. zur Verfügung gestellt), und ist nun für Dauer seines Schulbesuchs für dessen Pflege verantwortlich. Der Nutzen ist ein mehrfacher: Die Früchte der Bäume (v.a. Mango und  Papaya) können gegessen, und die Überschüsse zugunsten der Schulkasse verkauft werden. Zudem dienen Bäume als Schattenspender. Ein für die Einführung dieses Projekts wesentlicher Grund liegt in der dringenden Notwendigkeit, den holzarmen Sahel (ein großer Teil Burkina Fasos liegt dort) wiederaufzuforsten.

Auch dieses Projekt veranschaulicht sehr deutlich, wie effizient und vergleichsweise billig man Entwicklungszusammenarbeit betreiben kann, die noch dazu fächerübergreifend ist (Wiederaufforstung = Umweltschutz, Autofinanzierung der Schule = Selbstständigkeit).
 

 

Sanitätswesen


Das Sanitätssystem umfaßt mehrere Teilbereiche

a) Krankenhäuser
b) Ernährungszentrum
c) Impfprogramme
d) Medizinische Primärversorgungsboxen

Die medizinische Versorgung in Burkina Faso ist katastrophal. Die extrem geringe Dichte an Krankenhäusern und Ärzten macht eine auch nur annähernd effiziente gesundheitliche Betreuung der Bevölkerung unmöglich. Als Beispiel die Provinz Sanguiè, zu der auch Laba gehört. Auf rund 250.000 Einwohner kommt ein einziger Arzt. Im Falle einer Krankheit müssten die Betroffenen stunden- bis tagelange Märsche zur nächsten medizinischen Versorgungsstelle auf sich nehmen. Zusätzlich sind die Wege durch den Busch zur Regenzeit oft gänzlich unpassierbar. So bleibt für die Kranken nur die traditionelle Naturmedizin als einzige Art der Behandlung. Diese ursprüngliche Medizin ist aber meist nicht ausreichend wirksam.
Die hauptsächlich vorkommenden Krankheiten, vor allem Malaria, Magen-Darm-Erkrankungen, Krankheiten der Augen und der Haut, sowie Verletzungen, und die hohe Säuglingssterblichkeit wären mit relativ unkomplizierten Maßnahmen und der nötigen Infrastruktur einfach in den Griff zu bekommen. Das Sanitätsprogramm versucht in diesem Bereich die Lebensqualität der Bevölkerung zu verbessern.

a) Die Krankenhäuser

Das erste Krankenhaus der C.I.I.E.R.A.D. wurde vor 3 Jahren in Laba errichtet, nachdem die dortige Krankenstation aus allen Nähten zu platzen drohte. Ein zweites Krankenhaus ist in Lia (etwa 28 km nördlich von Laba) im Bau, ein weiteres in Benega (etwa 30 km südöstlich von Laba; ein nur mit dem Geländewagen passierbarer Weg führt dorthin) ist in Planung. Im näheren Einzugsgebiet des Krankenhauses Laba leben ungefähr 11.000 Menschen.

Das Krankenhaus besteht aus 3 Konsultations- bzw. Behandlungsräumen, einer Geburtenstation, einer Säuglingsstation, einer Apotheke, einem Labor sowie 12 Einzelzimmern zur Behandlung stationär aufgenommener Patienten. Die Verpflegung der über längere Zeit aufgenommenen Patienten übernehmen zur Gänze Verwandte oder Freunde der Kranken.
Im Krankenhaus arbeiten 3 Pfleger, 3 Hebammen, davon 2 traditionelle, 1 Apotheker und 1 Laborassistentin. Sie alle sind aus Burkina Faso, sind also Einheimische. Ihre Bezahlung übernimmt zum einen Teil der Staat, zum anderen die C.I.I.E.R.A.D.. Noch vor einem Jahr gehörte auch ein Arzt aus Burkina Faso zum Personal. Leider ist er mittlerweile der Versuchung unterlegen, im Krankenhaus von Bobo-Dioulasso (zweitgrößte Stadt Burkina Fasos) zu arbeiten.
Die C.I.I.E.R.A.D. versucht nun schon seit einer Weile, einen neuen Arzt zu finden, ein angesichts des generellen Ärztemangels sehr schwieriges Unterfangen. Ein großes Problem dabei ist auch, dass nur wenige einheimische Ärzte genug Idealismus aufbringen, in einem kleinen Spital am Land zu arbeiten. Die meisten bevorzugen die Arbeit in den Städten bzw. im Ausland, wo sie sich „Zivilisation“ und beruflichen Aufstieg erwarten.
Zusätzlich befinden sich im Krankenhausgelände 4 Häuser für die Angestellten, die nicht aus der Umgebung stammen; wie den Lehrern (siehe unter Schulsystem) wurden auch ihnen ein Haus mit dazugehörigem Grundstück zur Verfügung gestellt. Auch sie sind ins Gesamtprogramm der C.I.I.E.R.A.D. integriert, indem sie nicht nur Kranke betreuen, sondern auch die Präventivmaßnahmen wie Hygieneerziehung und sonstige Aktivitäten der C.I.I.E.R.A.D., die in irgendeiner Weise mit Gesundheit und Medizin zu tun haben, aktiv mitgestalten.

Da in Burkina Faso kein Sozialversicherungssystem und somit auch keine staatliche Krankenversicherung existiert, müssen die Patienten ihre Medikamente selbst bezahlen. Die im Land erhältlichen Medikamente sind zum größten Teil französischer Herkunft und daher sehr teuer. Aus diesem Grund sammeln wir hier in Österreich Medikamente, Verbandszeug, chirurgisches Kleinmaterial etc., um dieses über unsere Partnergruppe in Brixen per Container nach Laba zu schicken. Diese Arzneimittel werden zu einem sehr niedrigen Pauschalpreis an die Patienten weitergegeben. Völlig kostenlose Abgabe dieser ja an und für sich kostenlosen Medikamente wäre zwar logisch, kann aber aus folgendem Grund nicht durchgeführt werden. Sie würde nur wieder neue Abhängigkeiten schaffen, und so einer selbständig sich erhaltenden Struktur entgegenwirken; wenn das wirklich durchgeführt würde, käme es  innerhalb kürzester Zeit zu einem so großen Ansturm auf das Krankenhaus Laba, dass es zum Zusammenbruch des Gesundheitsprogrammes käme; niemandem würde damit gedient werden. Mit dem eingenommenen Geld werden ausschließlich für das Krankenhaus notwendige Dinge wie z.B. Medikamente (die weder die Brixner Gruppe noch wir vom PROJEKT LABA hinunterschicken können) angekauft.

Größere chirurgische Eingriffe und aufwendige diagnostische Maßnahmen können im Krankenhaus Laba noch nicht durchgeführt werden, da es an apparativen Einrichtungen und auch an entsprechend qualifizierten Fachkräften fehlt.
Wie im allgemeinen Teil schon erwähnt wurde, ist die C.I.I.E.R.A.D. aber bestrebt, dem Krankenhauspersonal für einige Zeit Fachkräfte aus Europa zur Seite zu stellen, um von ihnen Neues lernen zu können.

Für Patienten, die im Krankenhaus nicht behandelt werden können, wurde ein einmaliges Versicherungssystem geschaffen, um den Transfer in das knapp 100 km entfernte Provinzspital mittels eines von unserer Brixner Parrtnergruppe gespendeten Krankenwagens zu ermöglichen. Durch einen minimalen jährlichen Betrag von in der Umgebung lebenden Menschen kann das Benzin und allfällige Reparaturen dieses Krankenwagens bezahlt werden. Dadurch wird auch die Behandlung von schweren Krankheiten und Verletzungen möglich gemacht.

Wie bei den sonstigen Aktivitäten der C.I.I.E.R.A.D. wird auch hier genau über die Art und Anzahl der Behandlungen Buch geführt. Gleichzeitig wird jedem Patienten ein Büchlein ausgehändigt, in dem sämtliche Diagnosen und Therapien aufgelistet sind.

Der "Verwalter" des Krankenhauses ist das Oberhaupt von Laba. Somit steht das Krankenhaus unter Oberaufsicht des Dorfes, auch die finanzielle Kontrolle obliegt dem Dorf.

b) Ernährungszentrum

Die Säuglingssterblichkeit ist in Burkina Faso sehr hoch. Die Ursachen sind die vielfach schlechte bzw. einseitige Ernährung sowie viele Krankheiten, die die schwangeren Frauen und die Säuglinge noch zusätzlich schwächen. Insbesondere bei Frauen, die nicht stillen können, sinkt die Überlebenschance der Säuglinge beträchtlich. Aus diesen Gründen ist ein Ernährungszentrum, das unmittelbar beim Krankenhaus in Laba entstehen soll, geplant. Vorrangiges Ziel ist aber nicht nur, den Ernährungszustand der betroffenen Kinder und meist auch deren Mütter möglichst schnell zu verbessern, sondern auch die Mütter in der Zubereitung ausgewogener babygerechter Nahrung zu unterweisen. Dabei wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass Nahrungsmittel verwendet werden, die in der dortigen Region gedeihen. Nur so kann vermieden werden, dass erneut Abhängigkeit von „westlicher“ Babynahrung in Form von Pülverchen und sonstigen Zubereitungen, die so gerne von anderen Organisationen nach Afrika gebracht werden, geschaffen wird.
Mit dieser Einrichtung kann in akuten Situationen Säuglingen, Kleinkindern und deren Müttern geholfen werden. Zusätzlich aber können die Mütter ihr gelerntes Wissen an andere Frauen in den verschiedenen Dörfern weitergeben, so dass das Ernährungszentrum in Kombination mit den anderen für die Frauen angebotenen Aktivitäten (eigenes Kapitel) auch die Funktion eines Frauenbildungszentrums wahrnehmen wird.

c) Impfprogramme

Es werden vom Krankenhaus Laba ausgehend turnusmäßig verschiedene Impfprogramme durchgeführt.
Dabei handelt es sich im wesentlichen um drei verschiedene Sparten: die Tetanus-Impfung, die Tuberkulose-Impfung sowie die Malaria-Vorsorge. Gegen Tetanus werden grundsätzlich alle Teile der Bevölkerung geimpft, gegen Tuberkulose nur die Kinder. Die Malariaprophylaxe erhalten routinemäßig alle schwangeren Frauen.
Der Vorgang geht folgendermaßen vor sich. Nachdem die Bevölkerung des jeweiligen Dorfes über die bevorstehende geplante Impfaktion (auch zu diesem Thema wurden in der Anfangszeit der C.I.I.E.R.A.D. umfangreiche Aufklärungskampagnen über Sinn und Zweck von Impfungen durchgeführt) informiert worden ist, fahren zwei Angestellte des Krankenhauses Laba zum festgesetzten Termin dorthin.
Dabei wird über jede durchgeführte Impfung genau Buch geführt. Jede Schwangere erhält zusätzlich das schon erwähnte Büchlein (sofern sie nicht schon eines besitzt), ähnlich dem bei uns bekannten Mutter-Kind-Pass, in dem neben den Impfungen und Terminen auch die Ergebnisse der bei dieser Gelegenheit gleichzeitig stattfindenden Schwangerenuntersuchung festgehalten werden.

d) Medizinische Primärversorgungsboxen

Ein weiterer wichtiger Beitrag zu einer flächendeckenden gesundheitlichen Basisversorgung bilden die medizinischen Primärversorgungsboxen (PSP). Dieses ebenfalls von der C.I.I.E.R.A.D. finanzierte und initiierte Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit der Lehrerschaft der Provinz Sanguiè und der AB/EPE (Association Burkinabe "l'enfant pour l'enfant") verwirklicht. Diese Boxen wurden in den 100 Schulen der Provinz aufgestellt. Ziel dieses Projektes ist es, häufig vorkommende und leicht zu behandelnde Krankheiten direkt in den Dörfern therapieren zu können. Dazu wurden die Boxen mit folgenden Utensilien ausgestattet: Anti-Malaria-Mittel (Chloroquin), Schmerz und Fieber senkende Mittel, Antibiotika, Kohletabletten, Verbandsmaterial, Seifen, Waschmittel etc.
Damit können einfachere Verletzungen, Malaria, Durchfälle, Augen- und andere Infektionen, Kopfschmerzen und Fieber behandelt werden.
Um das Funktionieren dieses Projektes zu gewährleisten, mussten einige Voraussetzungen geschaffen werden:
Es wurden Seminare veranstaltet, um Lehrer, Eltern und Schüler im richtigen Gebrauch der in den Boxen vorhandenen Sanitätsmittel zu unterrichten;
Verantwortliche wurden in jeder Schule ausgewählt, die über durchgeführte Behandlungen und den Verbrauch der Medikamente Buch führen und dafür sorgen, dass die Boxen bei Bedarf wieder entsprechend aufgefüllt werden.
Damit sich dieses Projekt selbständig finanzieren kann, wird von jedem Schüler ein jährlicher Beitrag von umgerechnet  6 ATS bezahlt. Mit diesem Geld werden ausgegangene Arzneimittel wieder ersetzt.

Bei meinem Aufenthalt in Burkina Faso im Sommer 1994 war es uns möglich, der jährlichen Konferenz der AB/EPE in Reò, der Provinzhauptstadt des Sanguiè, beizuwohnen. Es waren Lehrer, Elternvertreter und auch Schüler aus allen Schulen der Provinz eingeladen, die unter anderem über dieses Projekt der Primärversorgungsboxen Bericht erstatteten. Mit viel Stolz erzählten sie über die Zahl der im vergangen Jahr durchgeführten Behandlungen und die durchwegs gute finanzielle Situation. So konnten Vertreter vieler Schulen berichten, dass sie ihre PSP immer wieder ohne finanzielle Zuschüsse auffüllen konnten.
Es wurden in diesem Jahr in allen Schulen insgesamt 18.408 Behandlungen durchgeführt.
Im einzelnen waren dies:   
Wunden                           8.417
Malaria und Fieber            5.438
Bauchschmerzen               2.277
Augenprobleme                1.976
Transport ins Krankenhaus   158
Durchfall                            142


Bei dieser Konferenz des AB/EPE wurden abschließend auch Wünsche zur Ergänzung der Boxen für das Jahr 1994/95 geäußert, darunter Pinzetten, Scheren, Plastikflaschen mit Desinfektionsmittel.



Unsere Gruppe PROJEKT LABA war Dank der Unterstützung durch den katholischen Männerverein Laakirchen in der Lage, diese Utensilien zu beschaffen, und damit einen konkreten Beitrag für dieses Projekt zu leisten.
Ein zusätzlicher positiver Effekt dieses flächendeckenden Programmes ergibt sich aus der Tatsache, dass die Schüler ihr Wissen über Prophylaxe und Heilung häufiger Krankheiten und über individuelle Hygienemaßnahmen an ihre Familien weitergeben können; es lernen hier also die Eltern von den Schülern. Natürlich haben auch Angehörige der Schüler und die restlichen Dorfbewohner Zugang zu den Boxen, diese müssen allerdings für die benötigten Medikamente extra bezahlen, um die angestrebte Autofinanzierung des Projektes nicht zu gefährden.